John Allen & The Black Pages in der Kreativfabrik Wiesbaden (Support: Ducking Punches) von Janine · Veröffentlicht 19. Dezember 2016 Auf seiner Ghosts Deutschlandtour machte John Allen mit seiner Band ‚The Black Pages‘ Halt in Wiesbaden. Als Support hatte er Dan Allen (nicht verwandt) alias Ducking Punches dabei. Am 5. Dezember 2016 rockten beide Acts die Wiesbadener Kreativfabrik. Support-Act Bereits beim Auftritt des Support-Acts Ducking Punches zeichnete sich ab, dass das Publikum an diesem Abend eher zur ruhigeren Sorte gehörte: Der eingängige Folk-Punk des Briten schien einen größeren Teil der Konzertgäste zunächst nur wenig mitzureißen. Dem Aufruf, den Refrain des Liedes Big Brown Pills From Lynn mitzusingen kam das Publikum jedoch umso tatkräftiger nach. Beim emotional und ergreifend dargebotenen Stück Six Years erhielt der Sänger Unterstützung von John Allen am Keyboard. Dan Allen in Wiesbaden John Allen am Keyboard Als Ersatz für ein eigenes Banner machte sich Dan Allen einen Spaß daraus, einen selbst geschriebenen Zettel mit seinem Vornamen über dem von John Allen zu befestigen und betonte, das habe er schon die ganze Tour über machen wollen, aber erst jetzt ein ausreichend großes Blatt Papier gefunden. So nice of @dearjohnallen to lend me their backdrop. Ein von Ducking Punches (@duckingpunches) gepostetes Foto am 5. Dez 2016 um 16:38 Uhr Main-Act Als John Allen und seine Band die Bühne betraten, fiel als allererstes auf, dass ihre Musik live noch um einiges härter rockt, als man es von den Alben gewohnt ist. Schon nach wenigen Sekunden war ich von dem kräftigen und vollen Sound beeindruckt, der mir entgegengeschmettert wurde. Auch die musikalischen Arrangements hoben sich live an einigen Stellen merklich von den auf dem Album befindlichen Varianten ab. Das musikalische Programm verlief strukturiert von heiter-rockig zu düster-deprimiert, um dann, nachdem der ‚Stimmungs-Tiefpunkt‘ erreicht war, wieder motivierender zu werden. Gespielt wurde der Großteil des aktuellen Albums Ghosts sowie eine Handvoll älterer Favoriten und Cover-Songs. John Allen in Wiesbaden Bereits zu Beginn des Konzertes wurde eine frisch aufgebrühte Kanne Ingwer-Tee auf die Bühne gebracht. Die Stimme des Sängers war angeschlagen, weswegen dieser scherzte, die Show würde „von Ingwer-Tee und Ipalat präsentiert“ und zwischendurch immer wieder von beiden Mitteln Gebrauch machte. Diese schienen zu wirken, denn seiner Stimme war das Ganze nur geringfügig anzumerken. Musikalisch vielseitig wechselte John Allen, je nach Song, zwischen akustischen und elektrischen Gitarren und einem Keyboard hin und her. Bei Water Rising erwies er sich als besonders multitaskingfähig und spielte beides parallel. Bei diesem eindrucksvoll, laut und düster dargebotenen Stück produzierte das atmosphärische Zusammenspiel von Instrumenten, Stimme und Soundeffekten wunderschönen Krach, der live einen atemberaubenden Klang entwickelte und das Publikum komplett in seinen Bann zog. Eins der großen Highlights des Abends. Die Band bei Water Rising John Allen spielt Gitarre und Keyboard Das Publikum brauchte verhältnismäßig lange, um aufzutauen und reagierte ohne explizite Aufforderung oder Wiederholung nur spärlich auf die Ansagen und Fragen, die von der Bühne aus an es herangetragen wurden. Erst bei späteren, energischeren Stücken schienen die Konzertbesucher richtig warm zu werden und in der Musik aufzugehen. Getanzt wurde im Laufe des Konzerts verhältnismäßig wenig. Der Aufforderung zum Mitsingen kamen die Konzertgänger jedoch immer rege nach. Gegen Ende des Konzerts wurde der Support-Act Dan Allen erneut auf die Bühne beschworen, um seine Kollegen beim Lied Home zu unterstützen. Dass dieser dabei den Eindruck machte, als hätte er den Text vergessen, tat der Stimmung im Publikum und auf der Bühne keinen Abbruch – im Gegenteil: Das Publikum schien endlich vollends aufgewacht zu sein, tanzte und sang tatkräftig den Refrain mit. Trotz der anfänglichen Passivität schien es den Konzertgästen sichtlich zu gefallen. Nach dem Ende des Sets riefen diese lautstark nach einer Zugabe und bekamen zum Dank zwei weitere Lieder spendiert. Das Stück Famous Last Words, dessen Refrain lautstark vom Publikum mitgesungen wurde, sorgte zum Abschluss noch ein letztes Mal für Gänsehautstimmung, insbesondere als der Sänger unter Begleitung der Zuschauer eine Einlage von Leonard Cohens Hallelujah anstimmte. John Allen in Wiesbaden Mein einziger (kleiner) Kritikpunkt: Für meinen Geschmack hätten es weniger Cover-Songs sein können. John Allen sollte seinem eigenen Material etwas mehr vertrauen, denn nach drei Studioalben sollte genug davon vorhanden sein, ein Konzert nicht mehr durch Covers strecken zu müssen – weder zeitlich noch qualitativ. Die Cover-Versionen waren keineswegs schlecht, aber eines mehr hätte ich als zu viel empfunden. Und entgegen der scherzhaften Aussage des Künstlers, sind bei weitem nicht alle eigenen Werke so deprimierend, dass auf fröhlichere Covers zurückgegriffen werden muss – mir fallen gleich mehrere Lieder aus John Allens Feder ein, die das Programm genauso gut aufgelockert hätten. Nach dem Konzert waren John und Dan Allen noch am Merchandise-Stand anzutreffen, verkauften ihre Produkte, gaben Autogramme und wechselten ein paar Worte mit den Konzertbesuchern. Fazit Ein klanggewaltiges Konzert, welches die komplette Bandbesetzung (im Kontrast zu Solo-Akustikkonzerten) ausreizt und einen kraftvollen, mitreißenden Sound präsentiert, der alles verkörpert, was ich an Live-Musik liebe. Ein sehr gelungener, kurzweiliger Abend mit einer energiegeladenen Band, einem trotz angeschlagener Stimme stets überzeugenden Sänger und einem ruhigen und dennoch freudigen Publikum. Ein Abend, der einen für ein paar Stunden die Sorgen des Alltags vergessen und in die Musik eintauchen lässt. Eins meiner Konzert-Highlights dieses Jahres. Wertung 5 von 5 Teekannen Share
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