Folk fürs Festzelt oder Schlager im Schafspelz? dArtagnan – Verehrt & Verdammt | Review + Gewinnspiel von Janine · Veröffentlicht 15. September 2017 Verehrt & Verdammt – ab heute im Handel Verehrt & verdammt – so heißt das zweite Album der selbsterklärten Musketier-Rocker von dArtagnan. Das Album enthält 13 neue Songs und ist ab heute als CD, limitierte Fanbox, Download und auf allen Streaming-Plattformen erhältlich. Ihr Debütalbum Seit an Seit hatten wir als seichte Schlagerkost verdammt. Kann das zweite Album da mithalten – oder haben die musikalischen Musketiere inzwischen gelernt, was es heißt, ehrenhaft zu rocken? Verehrt, verdammt, verschlagert? Schon die ersten Tracks des Albums beweisen: Nein, das haben sie nicht. Während Neue Helden stark an den Titel Seit an Seit ihres Erstlingswerks erinnert und energiegeladen, beinahe rockig, daherkommt, wird schon beim zweiten Stück klar, in welche Richtung sich auch dieses Album bewegen wird: Jubel mag ins Ohr gehen, aber spätestens beim lautmalerischen „e-oh, e-oh“ sträuben sich jedem schlagerphoben Musikfan die Nackenhaare. „Wir feiern wie wir kämpfen bis auch der Letzte fällt. Singen frei heraus. Jubel, Jubel, Jubel, Jubel“ – wir fragen uns, ob das eine gute Kampftechnik ist. Und ob die Musketiere damit etwas verfrüht anstreben, den neuen Fußball-WM-Hit 2018 zu landen. Mit „Nanananana nananana nananana“ geht es gleich darauf weiter mit der platten Mitsing-Lautmalerei. Der Song Ich blick‘ nicht zurück verkörpert vom ersten Takt an den Inbegriff eines Vorzeige-Schlagers. Er versucht gar nicht erst Rock zu sein – nein, er gibt sich sofort den stereotypsten Schlager-Rhythmen hin. Er hätte ebenso gut von Helene Fischer oder Andrea Berg gesungen werden können, ohne, dass sich irgendjemand gewundert hätte. Das auf einem Traditional basierende Die Nacht gehört dem Tanze ergänzt das Schlagerfeeling daraufhin durch eine gute Portion Mittelalter-Folk, die sich positiv vom Vorangegangenen abhebt und an manches Werk von Faun erinnert. Doch simple Melodien gefüllt mit Plattitüden und Klischee-Phrasen durchziehen das gesamte Album: „Wir schmieden das Eisen, solang‘ es heiß ist. Wir geh’n auf die Reise, weil’s an der Zeit ist, zu schmieden das Eisen, solang es heiß ist“ – aha. Selbst die Melodie des bekannten und häufig gecoverten schwedischen Traditionals Varulfen kann den Genuss von Wir schmieden das Eisen nur bedingt retten – denn leider mangelt es dieser Version an der Dramatik und Eindringlichkeit der bisher bekannten Varianten. So mutiert sie auf diesem Album zu einem recht uninspirierten Party-Hit. Dann auf einmal wird es düster: „Hör ich das Mühlrad gehen, ich weiß nicht, was ich will, ich möcht am liebsten sterben, dann wär’s auf einmal still“. Oh. Kein Jubel mehr. Es wird mittelalterlicher, eindringlicher und spannender. Das Album kann also auch anders. Als musikalische Interpretation des Gedichts Josef von Eichendorffs präsentiert der Song damit das düstere Pendant zur Rabenballade des ersten Albums. Um die Stimmung wieder aufzuhellen, folgt gleich darauf der altbekannte Gassenhauer Was wollen wir trinken. Die Musketiere verleihen ihrer Version des Songs jedoch kaum neue Facetten oder musikalische Alleinstellungsmerkmale und erinnern damit eher an eine 0815-Geburtstagsfeier-Coverband. Insgesamt bedienen sich dArtagnan auf Verehrt und Verdammt weiterhin bei Folklore, althergebrachten Melodien und Traditionals sowie poetischen Werken: Von der Ballade des Schinderhannes bis hin zur eingedeutschten Version von Auld Lang Syne. Die musikalische Zusammensetzung folgt dabei dem Schema des Debütalbums. Was einmal funktioniert hat, sollte oder wollte man wohl nicht ändern. Das obligatorische Trinklied-Cover, das düstere Lied über die Liebe und den Tod… alles hat man auf Seit an Seit schon einmal fast genauso gehört. Lediglich die Phrase „Einer für alle – alle für einen“ wurde dieses Mal – immerhin – durch ein „One for all and all for one“ ersetzt. Viel dazugelernt haben die musikalischen Musketiere leider nicht. Neben Coversongs bewegt sich das Album textlich weiterhin im Bereich der Liebe, des Feierns und Trinkens sowie der Selbstbeweihräucherung des eigenen Heldentums. So sind sie dieses Mal nicht nur einfache Helden, sondern sogar Legenden. Die Rhythmen und Melodien bleiben weitestgehend schlagerhaft-simpel. Nein, Rockfans sind trotz des selbstentworfenen Genres nicht die tatsächlich angestrebte Zielgruppe der Band. Für Schlagerliebhaber und Hansi-Hinterseer-Fans wird das Album sicher einiges mehr hergeben, als für uns. Das Blut ihrer Fans werden sie damit also sicherlich, trotz der für uns fehlenden Substanz ihrer Musik, in Wallung bringen. Fazit Leider konnte uns auch das zweite Album der Musketiere nicht überzeugen. Wie schon das erste bietet Verehrt & Verdammt den einen oder anderen Lichtblick, der musikalisches und thematisches Potenzial verspricht, aber nicht halten kann. Doch sind wir wohl auch nicht die angestrebte Zielgruppe der Band. Alles in allem sind und bleiben dArtagnan: Eine schlagerglatte Party-Band ohne Tiefgang und mit wenig Abwechslung. Wertung 2 von 5 verdammte Helden — Gewinnspiel — dArtagnan – Foto von Holger Fichtner Mit freundlicher Unterstützung von MCS verlosen wir zweimal das neue Album Verehrt & Verdammt. Was ihr dafür tun müsst? Ruft den Gewinnspiel-Post auf unserer Facebook-Seite auf und Markiert diesen mit einem ‚Gefällt mir‘. Markiert unsere Facebook-Seite mit einem ‚Gefällt mir‘. Markiert (‚taggt‘) in den Kommentaren des Gewinnspiel-Posts eure zwei (oder auch mehr) MitstreiterInnen, mit denen ihr in den Wind reiten, Heldentaten begehen, für die Freiheit kämpfen und sieben Tage lang trinken würdet. Die Gewinner werden unter allen Teilnehmern ausgelost und in einer Antwort auf den Gewinner-Kommentar benachrichtigt. Das Gewinnspiel endet am Samstag, dem 30. September, um 20 Uhr. Dieses Gewinnspiel steht in keiner Verbindung zu Facebook und wird in keiner Weise von Facebook gesponsert, unterstützt, organisiert oder veranstaltet. Der Empfänger bereitgestellten Informationen ist nicht Facebook, sondern Rock and Roll Poetry. Die bereitgestellten Informationen werden einzig für die Durchführung des Gewinnspiels verwendet und darüber hinaus nicht weiter gespeichert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. 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